Überaktive Blase: Krankheitsbild

In Deutschland leben ca. 16% der Erwachsenen* mit einer überaktiven Blase, auch Reizblase genannt. Häufiger Harndrang, also das Gefühl, Wasser lassen zu müssen, und Inkontinenz, wenn der Urin nicht gehalten werden kann, können den Alltag erheblich beeinträchtigen und man muss einen Weg finden, mit den Einschränkungen zurechtzukommen.

*www.urologenportal.de, letzter Zugriff im Mai 2022

Menschen mit überaktiver Blase in Alltagssituationen
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Häufiger Harndrang – was ist das?

Bei häufigem Harndrang müssen Sie öfter Wasserlassen als üblich. Der Drang tritt plötzlich und unerwartet auf und kann dazu führen, dass Sie die Kontrolle über Ihre Blase verlieren.

Der unwillkürliche, nur schwer kontrollierbare, vermehrte Harndrang ist das häufigste Symptom der überaktiven Blase, früher auch als Reiz- oder Drangblase bezeichnet. Betroffene verspüren einen ständigen Druck auf der Blase, selbst bei geringer Füllung. Der einsetzende Harndrang ist zudem übermäßig stark, sodass umgehend eine Toilette aufgesucht werden muss.

Die Blase meldet bei dieser Miktionsstörung dem Gehirn, dass sie voll ist, auch wenn sie halbleer ist. Der Blasenmuskel kann sich unkontrolliert zusammenziehen. Es kommt zu einem plötzlichen und nicht zu beherrschenden Harndrang, mit oder ohne unfreiwilligen Urinverlust (Inkontinenz), obwohl die Blase nur eine geringe Menge Harn enthält.

Dies kann jederzeit geschehen, beispielsweise bei der Arbeit, beim Sport oder während eines Theaterbesuchs. Für Betroffene kann das sehr belastend und frustrierend sein und bis hin zum sozialen Rückzug führen.

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Nach Definition der Internationalen Kontinenzgesellschaft (International Continence Society, ICS) handelt es sich um eine überaktive Blase (engl. overactive bladder, OAB), wenn:

  • sowohl tagsüber als auch nachts gehäufter Harndrang auftritt, der Betroffene belastet und einschränkt,
  • er in Kombination mit einem sogenannten imperativen Harndrang auftritt, das bedeutet, dass nach Eintreten des Harndranges unmittelbar die Toilette aufgesucht werden muss, da die Blasenentleerung sonst unkontrolliert erfolgt,
  • keine anderen Ursachen (z.B. eine Harnwegsinfektion) zugrunde liegen.

Gesunde Blase

Bei der gesunden Blase bleibt die Blasenmuskulatur dagegen entspannt, solange sich die Blase mit Harn füllt. Ist sie gefüllt, gibt sie ein Signal ans Gehirn. Für die Entleerung der Blase befiehlt das Gehirn dem Blasenmuskel, sich zusammenzuziehen. Menschen mit einer gesunden Blase können die Blase entleeren, wenn sie bereit dazu sind.

Die Kontrolle der Blasenaktivität erfolgt also durch unser Gehirn, das die entsprechenden Impulse von den Blasennerven erhält. Diese Verständigung ist bei einer überaktiven Blase gestört.

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Typische Symptome

Die überaktive Blase, auch als Reizblase oder nervöse Blase bezeichnet, ist eine langfristige gesundheitliche Beeinträchtigung. Die auftretenden Symptome können vielfältig sein. Diese sind auf das plötzliche und unerwartete Zusammenziehen (Kontraktionen) des Blasenmuskels zurückzuführen, das auch dann erfolgt, wenn die Blase noch nicht voll ist.

  • Starkes Dranggefühl
    Der Drang, Wasser lassen zu müssen, tritt vehement und gehäuft auf, der Gang zur Toilette lässt sich nicht aufschieben
  • Häufiges Wasserlassen (Pollakisurie)
    Menschen mit überaktiver Blase müssen 8-mal oder öfter innerhalb von 24 Stunden zur Toilette gehen, was sehr belastend sein kann.
  • Nächtlicher Harndrang (Nykturie)
    Bei vielen Betroffenen tritt der Harndrang auch nachts, also im Liegen, auf. Sie wachen mehr als zweimal auf, weil sie Wasser lassen müssen.
  • Ungewollter Urinverlust
    Der Harndrang kann sehr plötzlich und ohne Vorwarnung einsetzen. Als Folge kann sich die Blase manchmal unwillkürlich entleeren, wobei nur wenige Tropfen Urin oder auch größere Mengen austreten können.

Schmerzen beim Wasserlassen, wie z.B. ein Brennen, sind eher selten. Manche Betroffene berichten von einem Schmerz gen Ende des Wasserlassens, der wahrscheinlich von einer verkrampften Blasenmuskulatur beim Entleeren herrührt.

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Auswirkungen und Begleiterscheinungen

Menschen mit einer überaktiven Blase erleben die Erkrankung überwiegend als sehr belastend. Ihre Lebensqualität ist eingeschränkt und die Auswirkungen machen sich im privaten wie auch im beruflichen Bereich bemerkbar:

  • Verlust des Selbstwertgefühls
  • Sozialer Rückzug aus Sorge, Urinverlust und Uringeruch können von Außenstehenden bemerkt werden
  • Entwicklung von Depressionen
  • Vermeidungsverhalten, um nicht in unangenehme Situationen zu geraten
  • Schlafstörungen
  • Probleme in der Partnerschaft / mit der Sexualität durch das Gefühl mangelnder Attraktivität und Scham

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Diagnose

Die überaktive Blase wird über eine sogenannte Ausschlussdiagnose festgestellt. Das heißt, die Diagnose ergibt sich aus dem schrittweisen Ausschluss aller anderen möglichen Erkrankungen mit den gleichen Symptomen. Dementsprechend sind Untersuchungen notwendig, um das Beschwerdebild abgrenzen zu können und die Diagnose zu sichern.

Wichtigster Punkt hierbei ist das Anamnesegespräch. In diesem erfährt der Arzt die Vorgeschichte des Patienten und kann sich ein umfassendes Bild zu seiner Krankheitsgeschichte machen. Bereiten Sie sich im Vorfeld in Ruhe auf das Arztgespräch vor.

Weiterführende Untersuchungen können sein:

  • eine Urindiagnostik zum Ausschluss eines Harnwegsinfektes
  • eine Ultraschalluntersuchung der Harnwege (Blase, Nieren, Restharnmessung)
  • eine Tastuntersuchung bzw. Ultraschalluntersuchung der Prostata (bei Männern)
  • eine Blasenspiegelung, um z. B. entzündliche Veränderungen der Blasenschleimhaut zu erkennen
  • eine Urodynamik (Information über Blasenkapazität, Blasendruck und das Zusammenspiel zwischen Blasen- und Schließmuskel)
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Ursachen

Eine überaktive Blase ist gekennzeichnet durch ein Ungleichgewicht von hemmenden und stimulierenden Nervenimpulsen am Blasenmuskel (dem Detrusor). Dies führt zu einer Störung der Blasenentleerung.

Die genauen Ursachen für häufigen Harndrang sind jedoch noch nicht eindeutig geklärt. Bei bestimmten Erkrankungen können Anzeichen und Symptome einer überaktiven Blase auftreten. Diese Erkrankungen müssen von einer idiopathischen Reizblase, also einer Reizblase ohne erkennbare Ursache, abgegrenzt werden. Dazu zählen:

  • Neurologische Erkrankungen, wie Schlaganfall oder Multiple Sklerose
  • Diabetes
  • Harnwegs- oder Blasenentzündung, die ähnliche Symptome wie eine überaktive Blase hervorrufen kann
  • Hormonelle Veränderungen während der Menopause bei Frauen
  • Erkrankungen, die die Blase betreffen, wie Tumore oder Blasensteine
  • Faktoren, die den Urinabgang aus der Blase behindern, wie z. B. eine vergrößerte Prostata, Verstopfung, oder eine Operation zur Behandlung von Inkontinenz

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